
Naturwissen-schaftliches Museum, Aschaffenburg
Highlight
Produktion : © 2025
Produktion : © 2025
Die Sammlungen des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg gehen zurück auf die von 1807 bis 1910 unter wechselnden Namen bestehende Forstliche Hochschule Aschaffenburg. Die zoologischen, botanischen und geologisch-mineralogischen Sammlungsbestande enthalten viele Einzelobjekte und Konvolute, die sowohl fur die Schausammlung als auch wissenschaftlich und wissenschaftshistorisch von hohem Wert sind.
Ein Besuch in diesem Museum ist schon etwas Aussergewöhnliches, denn man ist eigentlich in einem Museum eines Museums, das seine Exponate sehr traditionell präsentiert. - Vor allem die Vögel, die ich in unserer Nachbarschaft umherfliegen sehe, so dicht vor Augen zu haben und deren Grösse wirklich kennen zu lernen
Das im Stadtzentrum gelegene frühere Stadtpalais der Grafen von Schönborn von 1681 beherbergt seit 1970 das Naturwissenschaftliche Museum der Stadt Aschaffenburg. Als eines der acht Hauser der städtischen Museen bewahrt, und zeigt dieses Haus die geologisch-mineralogischen, botanischen und zoologischen Sammlungen. Die naturkundlichen Sammlungen mit dem regionalen Bezug zum Spessart und bayerischen Untermain bilden bis heute die Schwerpunkte des in 200 Jahren gewachsenen Museumsbestandes. Doch verdanken die Sammlungen ihre Entstehung weniger der Absicht, Tiere, Pflanzen und Mineralien in einer öffentlich zuganglichen naturkundlichen Schausammlung zu präsentieren, sondern sie entwickelten sich parallel zu einer bemerkenswerten Bildungseinrichtung.
Fürstprimas Karl Theodor van Dalberg, der letzte Mainzer Kurfurst und Reichserzkanzler, genehmigte und beförderte im Jahr 1807 in seiner Residenzstadt Aschaffenburg neben anderen richtungsweisenden Bildungs- und Kultureinrichtungen die Gründung einer privaten Forstschule, die bereits 1810 als staatliches Institut Ubernommen wurde. Als Aschaffenburg im Jahre 1814 zu Bayern kam, war diese Einrichtung die einzige ihrer Art im Konigreich, in der überregional Forststudenten mit berufspraktischem und wissenschaftlichem Bezug fur den Forstdienst ausgebildet wurden. Mit einer Unterbrechung von 1832 bis 1844 bestand die Forstliche Hochschule bis 1910 in Aschaffenburg und bildete damit einen bedeutenden Standort forstwirtschaftlicher Forschung und Lehre.
Zur Reorganisation der Koniglich Baierischen Forstlehranstalt zu Aschaffenburg werden 1820 neben den Lehrinhalten erstmals "zwey Sale zur Aufstellung der Bibliothek und der Naturaliensammlungen" genannt.
Wahrend einer Unterbrechung des Lehrbetriebes ab 1832 wurde neben allen anderen Sammlungen auch der Bestand an Vogeln, Vogeleiern, Saugetieren und Insekten in Würzburg verwahrt und zur Wiedereroffnung der Hochschule 1844 per Schiff zurück nach Aschaffenburg transportiert.
Im ersten Obergeschoss des Museums werden die systematischen und die Lokal-Sammlungen ausgestellt. Der Hauptsaal bietet mit einer ausfuhrlichen systematisch geordneten Mineraliensammlung einen sehr guten Oberblick uber alle zehn Mineralklassen des Mineralreichs mit den jeweils typischen Vertretern in Form guter bis sehr guter Mineralstufen einschlieBlich ihren wichtigsten verschiedenen Ausbildungsformen.
Neben der systematischen mineralogischen Sammlung sind praktisch alle Mineralien aus der Region Spessart und dem Odenwald in ebenfalls guter bis sehr guter Ausbildung vorhanden. Die - auch kulturhistorisch wichtigen - Lagerstatten sind vollstandig erfasst und werden in sieben Wandvitrinen im Flur und in einer Vitrine im Saal ausgestellt (Schwerpunkte: Sailauf, Bieber, Altenmittlau, Sommerkahl, Niederbeerbach). Die Begleitmineralisation des bis heute abgebauten Quarzporphyrs der Hartkoppe bei Sailauf wird mit allen Seltenheiten hier wie sonst nirgendwo gezeigt.
Quelle : Martin Höpfner, Sammlungsleiter Naturwissenschaftliches Museum