Grasse und das Parfum
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Produktion : © 2019
Produktion : © 2019
Wenn man Grasse besucht, muss sich mit dem Thema "Parfum" beschäftigt werden. Nicht allein des Themas wegen, sondern weil sonst das Verständnis für den Ort verschlossen bleibt, durch den man geht oder fährt. Wie immer hängt auch hier alles mit allem zusammen und die Entwicklung der Stadt ist untrennbar mit der Entwicklung der Düfte verwoben. Ich hatte nach einer Weile das Gefühl, als wenn die Geschichte, die Vergangenheit der Stadt und der Region kontinuierlich und ohne Brüche bis in die Gegenwart reicht und wie selbstverständlich einfach nur da ist.
Völlig uninformiert und - ehrlicherweise - nicht wirklich an diesem Thema interessiert, kamen wir hierher und trafen Menschen, die uns diese Mischung aus Kunst, Handwerk und Industrie entdecken liessen. Je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigen, desto interessanter wird es und die Wertschätzung der individuellen Arbeit der Parfümeure schon lange vor dem Erscheinen eines Parfüms nimmt bei uns enorm zu.
Ich erzähle Ihnen hier die wichtigsten Aspekte in der Geschichte der Parfums von Grasse, wie uns erzählt wurde.
Im Mittelalter war die Lederindustrie das führende Gewerbe und die Gerber hatten ihre Werkstätten in der ganzen Stadt verteilt. Grasse-Leder war sehr bekannt und beliebt. Die damals zum Gerben übliche Harnsäure erzeugte einen penetranten, unangenehmen Geruch. Um dem ein Ende zu setzen, wurden Bäder mit Blumen aus provenzalischen Gärten wie z.B. Lavendel, Myrte, Jasmin, Rose, wilde Orangenblüten und Mimosen ausprobiert.
Dieser neue Trend breitete sich auf den Königshöfen und dann auf die gesamte High Society aus. Aufträge kamen zu Hauf und so wuchsen die Betriebe der Parfumeure und verdrängten sukzessive die Gerber aus der Stadt.
Die seltenen Blumen von Grasse - Lavendel, Myrte, Rose, Orangenblüte, Mimose und vor allem Jasmin - die "mythische Blume" der Stadt - wurden zu den lokalen Schätzen. Von der Herstellung natürlicher Rohstoffe bis zur Herstellung von Konzentraten wird hier das gesamte jahrhundertealte Know-how zusammengeführt.
Grasse ist eine Stadt mit 51.000 Einwohnern, ideal gelegen zwischen Meer und Bergen in diesem wunderschönen Binnenland der Côte d'Azur, nur 17 km von Cannes und 35 km von Nizza entfernt. In Bezug auf ihr Hauptgeschäft sagte der französische Autor Francis de Croisset, als er von Grasse sprach, dass "Grasse die einzige Stadt der Welt ist, in der das Wort Fabrik poetisch" klingt.
Es ist kein Zufall, dass diese Stadt, ein altes Handelszentrum, zur Wiege der Parfümindustrie wurde. Diese Region hat schon immer von idealen Bedingungen für die Produktion von Blumen und ihren Produkten profitiert. Hier herrscht dafür ein sehr günstiges Klima mit milden, gemässigten Temperaturen, vielen Sonnenstunden und kurzen Regenperioden. Dann ist die Erde reich an Schwemmland, was zu sehr fruchtbarem Boden führt und schliesslich der Charakter der Menschen, die hier leben, die sehr fleißig und mit kreativer Phantasie ausgestattet sind.
Bereits in der Frührenaissance war die Stadt ein Zentrum der Gerberei und der Handschuhherstellung (insbesondere aufgrund der zahlreichen Schafherden und der gleichzeitigen Verfügbarkeit von Quellwasser zur Behandlung der Häute). Im 16. Jahrhundert profitierte Grasse auch von der damaligen Mode, parfümierte Handschuhe zu tragen, die von Catherine de Medicis bekannt gemacht wurden. Die Stadt wurde bald am Hof von König Ludwig XIII. so sehr berühmt, dass im Jahr 1614 die Vereinigung der Parfümierten Handschuhmacher offiziell anerkannt wurde.
Die wichtigsten Pflanzen, die damals für die Herstellung des Parfums verwendet wurden, waren Jasmin, Rose und Tuberose.
Im Laufe der Zeit wurde die Produktion von parfümierten Ölen lukrativer als die Produktion von Handschuhen, die in der Mode zurückgegangen waren, und bis zum 18. Jahrhundert war eine bedeutende und bedeutende Industrie entstanden, nämlich die Herstellung grundlegender Duftessenzen oder Primärprodukte.
Aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlangten Grasse und seine Umgebung ihren internationalen Ruf. Dies war auf die Fähigkeiten und das Know-how mehrerer grosser Industriellenfamilien zurückzuführen, die sich in der Branche im Laufe der Zeit entwickelt hatten. Die so entstandenen Fabriken ermöglichten die Produktion von Blumen, den Import von Rohstoffen und die Herstellung von Essenzen und duftenden Rohstoffen, die oft von ihren Tochtergesellschaften am Produktionsort hergestellt wurden.
Der Duft, der durch die feine Mischung von Geruchsstoffen entsteht, ist der Höhepunkt der kreativen Arbeit des Parfumeurs.
Wer ist diese mysteriöse Person? Was ist ihre oder seine Aufgabe? Wie arbeitet sie oder er? Der Parfumeur oder die «Nase» ist ein Duftkomponist. Vor seinem Arbeitsgerät, einem Tisch mit dem Namen «Orgel», befinden sich alle, mindestens 2.000 Basisprodukte, von denen 1.000 häufig verwendet werden.
Quellen: Alle diese Erkenntnisse bekam ich bei den Besuchen in den Häusern
der grossen Parfumeure in Grasse und dem Studium der entsprechenden Internetseiten,
insbesondere des Hauses Galimard.