Burg Brandenstein
Burgen - Schlösser - Herrenhäuser
Produktion : © 2025
Produktion : © 2025
Die Burg Brandenstein liegt auf dem hessischen Landrücken bei Schlüchtern-Elm im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Die hochmittelalterliche Burg thront auf einem bewaldeten Hügel, etwa vier Kilometer östlich des Stadtzentrums von Schlüchtern und bietet einen atemberaubenden Blick über das Kinzigtal und den Spessart.
Die Burg wurde 1278 erstmals in der ältesten erhaltenen Urkunde erwähnt, war ursprünglich im Besitz von Hermann von Brandenstein und ging 1307 als Lehen des Bistums Würzburg zusammen mit den dazugehörigen Gütern, aus denen schliesslich das Amt Brandenstein wurde, an die Grafen von Rieneck-Rothenfels über.
Nach nur neun Jahren wurde die Burg 1316 an die Herren von Hanau übergeben, die die Burg über Generationen als Lehen inne hatten.
1895 kauft der württembergischen Infanteriegeneral Gustav von Brandenstein das Anwesen. 1905 übernimmt es Alexander von Brandenstein, heiratet 1909 die Tochter des Grafen Ferdinand von Zeppelin und änderte seinen Familiennamen in Brandenstein-Zeppelin. Seitdem befindet sich die Burg im Besitz der Familie.
1519 flüchtet sich die Nürnberger Kaufmannswitwe Agathe Odheimer in den Schutz des damaligen Burgherrn Mangold II. von Eberstein. Von der Zeit an führt er in ihrem Name eine Fehde gegen die Reichsstadt Nürnberg. Die Stadt ist durch reges Handwerk und Handel reich geworden. Nürnberger sind auf Geschäftsreisen viel unterwegs. So identifiziert von Eberstein immer wieder Nürnberger Reisende und kidnappt sie. 1522 soll Reichshauptmann Graf Georg von Wertheim dieser sog. Raubritterei ein Ende bereiten, die Burg belagern, einnehmen und Mangold von Eberstein festnehmen. Ritter Mangold kann aber fliehen.
Die Brandensteiner Fehde soll die am besten Dokumentierte der frühen Neuzeit sein. Alle Unterlagen, z.B. Protokolle, Lösegeldquittungen, Gerichtsbescheide sind bis heute erhalten.
Auf einem Rundgang über den Burgberg entdecken wir wunderschöne, versteckte Gartenanlagen an der Burg und alte Gehölze wie Hutebuchen, Kopfhainbuchen, Blumen- und Streuobstwiesen. Eine kleine Ziegenherde hilft heute wieder bei der Bewirtschaftung und kontrolliert den Gehölzaufwuchs am Südhang.
Nachdem die Quellwasserversorgung der Burg mehrmals für längere Zeit ausfällt und eine Notversorgung durch die Feuerwehr sichergestellt werden muss, wird im Sommer 2005 die Burg an das öffentliche Wassernetz angeschlossen. Weitere Ausbaumassnahmen (z.B. 2009 der Einbau eines Personenaufzugs) bringen die Burg technisch in die Gegenwart.
Ein historisches Gebäude zeitgemäss nutzbar zu halten wird auch in Zukunft weitere Arbeiten erfordern.
Die Ostern 1970 im alten Pferdestall des Torhauses eröffnete Sammlung zeigt mehr als 800 Gegenstände, Werkzuge und Gerätschaften aus Holz oder zur Bearbeitung von Holz, die überwiegend von der ehemaligen Burgherrin Isa von Brandenstein gesammelt wurden, aber auch noch nach ihrem Tode 1997 weiter das Museum erreichen – als Spende oder als Fundstück z.B. vom Sperrmüll.
Viele Dinge aus dem bäuerlichen Umfeld früherer Zeiten bleiben hier erhalten, von Holzschuhen und dem dazugehörigen Werkzeug, über alte Pflügen bis hin zu selbst gefertigten hölzernen Ziegenhalsbändenr, die technische bis weit in die Geschichte zu reichen scheinen. Eine Reihe von Geräten war zur Bearbeitung von Flachs notwendig. Eine Arbeit, die schnell nach dem letzten Krieg in Vergessenheit geraten ist.
Philipp Franz Balthasar Siebold,(*1796 †1866), war ein bayerischer Arzt, Japan- und Naturforscher, Ethnologe, Botaniker und Sammler. Er lebte von 1823 bis 1829 und 1859 bis 1862 in Japan. Siebold ist einer der wichtigsten Zeugen des isolierten Japans der späten Edo-Zeit und wird auch im heutigen Japan hochverehrt. Er gilt als Mittler zwischen japanischem und europäischem Kulturverständnis sowie als Begründer der internationalen Japanforschung.
Gustav von Brandenstein, der die Burg 1895 kauft, ist mit der Tochter Siebolds verheiratet. So erreichen interessante und wertvolle Unterlagen aus längst vergangener Zeit die Burg und öffnen das Zeitfenster ins ausgehende 18. und frühe 19. Jahrhundert.