

Nach vielen Jahren kehre ich zurück nach Paris. Auf den gleichen Campingplatz. Mit den gleichen Vorstellungen. Voller Neugierde auf das, was sich in mehr als dreissig Jahren in dieser Stadt wohl verändert hat.
Um es vorweg zu nehmen: es hat sich viel verändert.
Als wir früher Paris besuchten fuhren wir in die Stadt und liessen uns ... recht planlos ... treiben. Wir verbrachten viele Stunden beim Schaufenster-bummeln, kehrten dann in das eine oder andere Café ein für einen Kaffe oder zwei und vielleicht auch noch ein Stück Kuchen. Oder der Hunger war etwas grösser und wir gönnten uns ein Crêpe oder Galette und ein Glas Wein. (Fast) Überall trafen wir auf entspannte Menschen, die ihren Tätigkeiten nachgingen und uns hier und da Tipps gaben, was unbedingt besucht und angeschaut werden sollte.
Diese Zeit ist vorbei. Auch die Anzahl der früher allgegenwärtigen 2CV ist auf das Menge des "Oh! Guck mal!" geschrumpft. Die Menschen wirken auf uns fast überall so gehetzt wie in jeder anderen Grossstadt. Der Verkehr hat gefühlt abgenommen, dafür scheint Paris zu einert einzigen Grossbaustelle geworden zu sein, die den Verkehrsfluss sehr effizient stört. Andererseits finden wir zu viel mehr Parkhäusern als früher, was einerseits sehr angenehm ist - andererseits aber auch sehr teuer.
Die Metro bietet sich als Verkehrsmittel an. Das System und die Handhabbarkeit auch für Unwissende hat mich als bekennend Ablehnender von ÖPNV dennoch überzeugt. Die Aufgabe jedoch, vom Campingplatz zum Beispiel bis zur nächsten Metrostation zu gelangen, bestätigt alle meine Skepsis.
Natürlich gibt es heute nicht weniger Sehenswürdigkeiten als früher. Aber wir empfehlen heute eher die gute Reisevorbereitung, die die eigenen Interessen berücksichtigt, als das "na, wir gucken mal" von früher.
Unsere Wahl fiel auf den Eiffelturm, den man wirklich nicht auslassen darf, Montmartre und Sacré Cœur, den Arc de Triomphe, La Défense, der Anteil Kultur-Highlight fiel dem Centre Pompidou zu und eine Fahrt auf dem Bâteau Mouche war der Erinnerung geschuldet, wie auch eine Stippvisite ins Cartier Latin gegenüber von Notre Dame, wo der Wiederaufbau der Kathedrale nach dem Brand von 2019 nach dem, was wir sehen und lesen konnten, wohl ordentlich voranschreitet.
Der Montmartre lockte seit dem 19. Jahrhundert Maler mit seiner Aussicht, seinen Weinreben und versteckten Plätzen. Der von der Basilika Sacré-Cœur gekrönte Montmartre ist das steilste Viertel der Stadt, und seine verwinkelten Strassen mit den schiefen, efeubewachsenen Gebäuden hatten einen märchenhaften Charme. Während unseres Besuchs wälzten sich Massen von Touristen aus Asien oder auch Spanien durch die Gassen, vorbei an kleinen Cafés, von deren Tischen direkt vor dem Haus wir früher dem vergleichsweise kleinen Rinnsal entzückter Besucher zuschauten und mit anderen Gästen unseren Spass hatten.
Am Rand des Place du Tertre stehen die alten Cafés und Restaurants, die wir in bester Erinnerung hatten und von wo aus wir den Malern bei ihrer Arbeit zuschauen konnten. - Heute lässt sich immer noch der eine oder andere Blick erhaschen, die Künstler jedoch werden von den errichteten Pavillons der umliegenden Restaurants an den Rand ihres Platzes verdrängt. Das zerstört den Charme dieses Viertels und fördert die dortigen Künstler eher weniger.
Das ist sehr, sehr schade.
Wenn andererseits Sacré Cœur das geplante Ziel ist, sollte man sich zielstrebig an das Ende der Schlange von Wartenden begeben, die sich die Kathedrale von innen anschauen möchten.
Für Sacré-Cœur wurde 1875 nach dem Deutsch-Französischen Krieg und den Wirren der Pariser Kommune mit der Planung und Bauarbeiten begonnen. Sie ist ein Symbol für den Kampf zwischen dem konservativen katholischen Establishment und den säkularen, republikanischen Radikalen. Sie wurde schliesslich 1919 eingeweiht und steht im Gegensatz zu dem sie umgebenden Bohème-Leben. Über 300 Stufen erreicht man die Kuppel der Basilika. Sie bietet auf Paris einen spektakulären Ausblick - bis zu 30 km weit, wird gesagt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Eiffelturm zu erleben, von einem Tagesausflug über eine abendliche Besteigung inmitten funkelnder Lichter bis hin zu einem Essen in einem seiner Restaurants. Und auch wenn jährlich etwa sieben Millionen Menschen den Eiffelturm besuchen, wird kaum jemand bestreiten, dass jeder Besuch einzigartig ist - und etwas, das man bei einem Paris-Besuch einfach erlebt haben muss.
Der nach seinem Erbauer Gustave Eiffel benannte Tour Eiffel wurde für die Weltausstellung von 1889 gebaut. 300 Arbeiter, 2,5 Millionen Nieten und zwei Jahre ununterbrochene Arbeit waren nötig, um ihn zu errichten. Nach seiner Fertigstellung war der Turm das höchste von Menschenhand geschaffene Bauwerk der Welt (324 m) - ein Rekord, der bis zur Fertigstellung des New Yorker Chrysler Buildings 1930 gehalten wurde. Als Symbol der Moderne stiess er auf den Widerstand der künstlerischen und literarischen Elite von Paris, und der "metallene Spargel", wie er von einigen abfällig genannt wurde, sollte ursprünglich 1909 abgerissen werden. Er wurde nur deshalb verschont, weil er sich als ideale Plattform für die Sendeantennen erwies, die für die neumodische Wissenschaft der Radiotelegrafie benötigt wurden.
Der Turm, der im Laufe seines Lebens sechs verschiedene Farben trug, ist seit 1968 in Rot und Bronze gestrichen. Derzeit wird daran gearbeitet, die vorherigen 19 Anstriche zu entfernen und den ursprünglich von Gustave Eiffel entworfenen gelb-braunen Farbton aufzutragen, damit der Turm rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 2024 einen neuen goldenen Anstrich erhält.
Von den drei Etagen des Eiffelturms bietet die erste (57 m) den meisten Platz. Der gläserne Pavillon Ferrié beherbergt ein kleines Café und einen Souvenirladen, während der äussere Rundgang einen Entdeckungsparcours enthält, auf dem die Besucher mehr über die geniale Konstruktion des Turms erfahren können. Und bei Madame Brasserie lässt sich in luftiger Höhe die französische Küche geniessen.
Der Ausblick vom 2. Stock (115 m) ist, finde ich, der beste: hoch, aber nah genug, um die Details der Stadt zu erkennen. Panoramakarten zeigen die Orte von Paris und darüber hinaus, in deren Richtung man schaut.
Die Aussicht von der windgeschützten obersten Etage (276 m) reicht an klaren Tagen bis zu 60 km weit, obwohl die Panoramen in dieser Höhe eher weitläufig als detailliert sind. Wer möchte, feiert den Aufstieg mit einem Glas Champagner aus der Champagner-Bar.
Während ich bei meinem letzten Besuch vor vielen Jahren zum Eiffelturm kam, die Eintrittskarte löste und an die Spitze fuhr, geht das heute nicht mehr. Einzusehen. Die Zeiten haben sich geändert.
Heute müssen Besucher die Sicherheitskontrolle an den kugelsicheren Glasbarrieren passieren, die den Sockel des Turms umgeben. Beide Eingänge befinden sich in der Avenue Gustave Eiffel, die beiden Ausgänge am Quai Branly.
Der Aufstieg erfolgt zunächst bis zum 2. Stock (zu Fuss oder mit dem Aufzug), von wo aus ein separater Aufzug in die oberste Etage führt. Die ist durch die Platzverhältnisse im Lift und auf der Plattform. Für grössere Gepäckstücke, Taschen oder Rucksäcke, und für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind weder der Lift noch die oberste Etage nicht zugänglich.
Theoretisch lässt sich ein Ticket online kaufen. Das habe ich versucht. Ging nicht. Der Server hatte Probleme. In der Hochsaison muss ohne die vorherige Reservierung mit langen Wartezeiten gerechnet werden. Wir hatten Glück, nach knappen 45 Minuten konnten wir die Karte bis zur Spitze lösen.
Ein guter Punkt, den Eiffelturm in seiner genzen Grösse auf ein Foto zu bannen, das ihn nicht 'von unten' zeigt, liegt auf der anderen Seite der Seine, in den Jardins du Trocadéro.