Château de Castelnaud
Burgen - Schlösser - Herrenhäuser
Produktion :
© 2022
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Die Burg ist eine von vielen mittelalterlichen Burgen, die im Périgord Noir entlang der Dordogne zu finden sind. Auf einem Felsen, nicht weit von Sarlat-la-Canéda und Bergérac entfernt, steht sie am Ufer der Dordogne gegenüber einer anderen Befestigung, der Burg Beynac.
Der Fluss war eine Frontlinie zwischen Engländern und Franzosen, denn im Mittelaltler zwischen 1337 und 1453 tobte hier vor allem der 100-jährige Krieg.
Die erste und historisch gesicherte Erwähnung findet die Burg Castelnaud 1214, als Simon IV. de Montfort, Anführer des Kreuzzuges gegen die Albigenser, im Auftrag des Papstes Innozenz III. die Burg eroberte und sie in das Eigentum des französischen Königs Philipps II. zurückführte.
Im Hundertjährigen Krieg war Castelnaud durch seine exponierte, schwer angreifbare Lage hoch über dem Fluss eine strategisch wichtige Festung und wechselte mehrere Male seinen Besitzer.
Zu Beginn der Französischen Revolution 1789 wurde Castelnaud geplündert und angezündet. Das Mauerwerk blieb jedoch bis 1832 erhalten, als man beschloss, die Burg als Steinbruch zu nutzen, um Uferbefestigungen der Dordogne zu errichten.
Während der Religionskriege von 1562 bis 1598 herrschte einer der bedeutendsten Hugenotten, Geoffroy de Vivans, über Castelnaud. De Vivans stand in direkter Gunst Heinrichs IV. und spielte seine machtvolle Position in der Region erfolgreich aus – Castelnaud war in dieser Zeit keinerlei Angriffen ausgesetzt.
Ende des 16. Jahrhunderts liess Jacques Nompar de Caumont noch einmal umfangreiche Erweiterungsbauten durchführen, doch Castelnaud verlor zunehmend an Bedeutung. Der Beginn der Französischen Revolution 1789 brachte dann das «Aus». Castelnaud wurde geplündert und angezündet. Das Mauerwerk blieb bis 1832 erhalten und diente als Steinbruch für Uferbefestigungen der Dordogne und den Hausbau im Dorf.
Die Hintergründe des Hundertjährigen Krieges sind faszinierend aktuell: es ging um Macht, Land und letztlich den Ertrag aus diesen Ländereien.
Der Krieg lässt sich in drei Phasen teilen. Die zweite Phase von 1415 bis 1435, aber auch die konkurrierenden Papstansprüchen zwischen Rom und Avignon 1378 bis 1417 waren der Grund für den parrallel laufenden Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons.
Allein die schiere Zeitspanne, die dieser Konflikt dauerte, beflügelte die Entwicklung neuer Waffen und Abwehranlagen. Dies ist sehr eindrücklich hier nachzuvollziehen, denn die Burg beherbergt ein Museum für mittelalterliche Kriegsmaschinen und die Befestigungsanlage wurde in der Zeit ebenfalls fortentwickelt. Sie gilt als meistbesuchte in ganz Südwestfrankreich.
Die Silhouette der Burg wird dominiert vom viereckigen Donjon aus dem 13. Jh., zentraler Wehr- oder Wohnturm des Burgherrn. Nach Nordwesten verläuft die äussere Befestigungslinie und umgiebt einen zweiten kleineren Vierecksturm aus dem 15. Jh.
Als Reaktion auf die Entwicklung neuer Feuer- und Belagerungswaffen entstand im 15. Jh. auch eine eine Torbefestigung mit eigenem Innenhof zur Verstärkung des eigentlichen Burgtors. Weiter nach Norden führt eine 15 m hohe mit Wehrgang und Schiessscharten versehene Schildmauer, die den inneren Burghof gegen den Vorhof abschliesst und den Wohnbau aus dem 15. Jh. mit dem Burgfried verbindet. Eine Besonderheit von Castelnaud ist der noch um 1520 südlich angefügte Artillerieturm, dessen militärische Nutzung jedoch nie nachgewiesen werden konnte.
Das, was heute "Kritische Infrastruktur" heisst, gab es im Mittelalter natürlich auch. Die Wasserversorgung war ein wesentlicher Punkt, der das Überleben in einer Belagerungssituation sichern half. Dieser Brunnen hier ist tief und besonders mit seinem eigenen Dach gegen Verunreinigung oder Verschütten durch grosse Steine der Burgmauer, die von den neuen Distanzwaffen herausgerissen und in den Hof geschleudert werden könnten.
Aber weder neue Waffenentwicklungen noch verbesserte Wehranlagen waren entscheident für den Kriegsausgang. Die Handlungsunfähigkeit der Engländer resultierte aus der Verbannung und Ermordung des wichtigsten Ratgebers des Königs durch das Parlament, des Herzogs von York. 1453 folgte der gesundheitliche Zusammenbruch des englischen Königs. Die um ihren Brückenkopf Calais besorgten Engländer eröffneten eine Gegenoffensive, die aber mit Niederlage und Tod des englischen Heerführers John Talbot bei Castillon endete. Bordeaux wurde schliesslich 1453 von den Franzosen erobert.
Mit diesem Sieg blieb nur noch Calais bis 1558 in englischem Besitz. Dennoch gaben die englischen Könige ihren stets im Titel geführten Anspruch auf die französische Krone erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf.
Ein Besuch der Burg ist richtig interessant. Wir sehen nicht nur alte Mauern, oder bekommen Unterricht in französischer Geschichte.
Der Fokus auf Architektur und technische Entwicklung des Mittelalters geben einen beeindruckenden Einblick in die Lebensumstände der damaligen, unruhigen Zeit und machen so den Aufenthalt kurzweilig.
Die auf einer Anhöhe gegenüber dem Burgfried aufgestellten Urahnen der heutigen Panzerhaubitzen sind funktionstüchtig und können ihre Aufgabe erfüllen, wie uns an einem massstabsgerechten Modell vorgeführt wird.
Höchst empfehlenswert, finden wir.